Hochklassiger Jugendsport in Weinheim

von Thomas Holzapfel

Kurz vor dem Jahreswechsel wurden in der Tischtennisjugend der ARGE LS TTBW noch einmal die Kräfte mobilisiert – aus sportlicher und aus organisatorischer Sicht. Mit den Baden-Württembergischen Einzelmeisterschaften in Weinheim erfuhr das Tischtennisjahr einen krönenden Abschluss. Zum „Youngster des Turniers“ avancierte der Öschelbronner Jonathan Gaiser, der an beiden Turniertagen gleich vier Mal im Endspiel stand und sich nun dreifacher baden-württembergischer Meister 2022 nennen darf.

Der TTV Weinheim-West erwies sich in der Sporthalle der Dietrich-Bonhoeffer-Schule wieder einmal als herausragender Gastgeber einer Großveranstaltung, dem man anmerkte, dass er ein Turnier dieser Größenordnung nicht zum ersten Mal durchführte. Im Frühjahr dieses Jahres hatte der Verein mit seinen derzeit dreizehn (!) Jugendmannschaften noch den Deutschlandpokal ausgerichtet. So war Weinheim nach zweijähriger, Corona-bedingter Pause von Baden-Württembergischen Meisterschaften wieder erster Ansprechpartner bei der Standortsvergabe. Etwa zwanzig Mitglieder des TTV kümmerten sich rund um das Turnierwochenende um Auf- und Abbau, um das Catering und alle weiteren Aufgaben. „Die Einnahmen kommen unserer Jugendarbeit zu Gute“, sagte Jugendwart Markus Kasper, der sich als „Mädchen für alles“ in der Halle um das Wohlergehen der Gäste aus Nah und Fern verantwortlich zeigte.

Um den reibungslosen Ablauf aus sportlicher Sicht kümmerte sich das Turnierleiter-Team mit Wolfgang Heeren (Turnierleiter BaTTV) und Roland Köhler, Vizepräsident Jugend im Badischen Tischtennisverband, ihnen standen zudem Jürgen Häcker (Vizepräsident Jugend TTBW), Torsten Merz (Ressortleiter Organisation und Verwaltung in der TTBW-Jugend) und Alexander Heißler (Beauftragter Einzelsport Jugend TTBW) zur Seite. Die größten organisatorischen Herausforderungen gab es vor Turnierbeginn zu stemmen, als es galt, kurzfristige Ausfälle zu kompensieren. Das leidige Corona-Virus geriet zwar in den Hintergrund, allerdings machte die Grippewelle vor dem Turnier nicht halt: Vier Talente mussten am ersten Turniertag ihre Teilnahme absagen, drei weitere am zweiten. „Es gelang uns aber größtenteils, die freien Plätze kurzfristig wieder aufzufüllen“, sagte Jürgen Häcker. Wie auch schon im Vorfeld. „Hier geht ein besonderer Dank an Torsten Merz, bei dem schon in der Vorwoche die Telefondrähte glühten, als es um das Bestücken des Teilnehmerfeldes ging.“

Nicht zufrieden zeigte sich Jürgen Häcker mit der Anzahl an vorhandenen Schiedsrichtern. Am Samstag waren elf Unparteiische vor Ort im Einsatz, am Sonntag waren es neun. „Es ist schade, dass man es nicht schaffte, für die höchste ARGE-Veranstaltung im Jugendtischtennis einen Schiedsrichterdienst für sechzehn Tische hinzubekommen“, kritisierte der Vizepräsident. Einige badische Schiedsrichter, die am Sonntag die Verbandsschiedsrichterprüfung bestanden, halfen im Verlauf des zweiten Turniertages noch aus. Und dann waren da noch solch engagierte Referees wie Heinz Potrykus (SC Ilsfeld), die aus eigener Initiative an beiden Tagen den Weg nach Weinheim auf sich nahmen und sich mit großem Engagement und viel Herzblut in den Dienst der Aufgabe stellten. Unter Leitung von Silvia Prophet, die am Turniertag nach eigenem Bekunden stolze 25 000 Schritte (!) zurücklegte und Dieter Ludwig liefen die Titelkämpfe reibungslos ab.

Die Jugend 13 und 19 stand am Samstag im Fokus des Geschehens. Bei den Mädchen standen mit Milla Pardela (TTC Mühringen) und Lotta Rothfuß (TTC Renchen) die beiden topgesetzten Spielerinnen erwartungsgemäß im U 13-Finale, in drei Sätzen behielt dabei Milla Pardela die Oberhand. Auch im Doppel-Endspiel war die 12-jährige Milla Pardela, die derzeit mit dem Mühringer Frauenteam an der Landesliga-Spitze steht, obenauf. Zusammen mit Ksenija Poznic (TSV Korntal) setzte sie sich in vier Sätzen gegen das Schönmünzacher Doppel Lilly Mae Wenselau/Melissa Bill durch. Bei den Jungs hatte der 11-jährige Weinheimer Tien Nghia Phong gegen Jonathan Gaiser (TV Öschelbronn) das Momentum für sich. Ihm gelang die sportliche Wiedergutmachung, nachdem er zuletzt im Top 24-Turnier noch knapp gegen Gaiser den Kürzeren zog. Gemeinsam dominierten die beiden Einzelfinalisten erwartungsgemäß die Doppelkonkurrenz, im Endspiel gab es ein 3:0 über die Freiburger Formation Konstantin Chepkasov/Noah Brand.

Zahlreiche U 13-Talente machten am Folgetag in den U 15-Konkurrenzen positiv von sich reden. Kurios: Während Jonathan Gaiser bei den Jüngeren der Titelgewinn verwehrt blieb, gewann der quirlige Öschelbronner das hochkarätig besetzte U 15-Turnier durch einen Viersatzerfolg über Hannes Neukirchner vom VSV Büchig, der in einem sehenswerten Finale viel Widerstand leistete (11:9, 11:8, 13:15, 13:11 aus Sicht von Gaiser). Bis es zum Einzelfinale kam, gingen einige spannende Fünfsatzduelle über die Bühne. So kam Hannes Neukirchner in der Vorschlussrunde gegen Leo Kempter (TTF Kißlegg) trotz 10:5-Führung im fünften Satz noch mächtig in die Bredouille, konnte nach Abwehr eines Matchballs aber doch noch gewinnen. Wie schon im U 13-Bereich setzten sich Jonathan Gaiser und Tien Nghia Phong auch in der U 15-Doppelkonkurrenz die Krone auf, nach vier Sätzen mussten Mahmoud El Haj Ibrahim (VfL Herrenberg)/Silas Schurr (SV Böblingen gratulieren.

Außerordentlich stark besetzt war auch das Teilnehmerfeld bei den U 15-Mädchen, in dem sich alle fünf Top 24-Teilnehmerinnen befanden. Daraus machte sich die topgesetzte Bao Chau Elisa Nguyen (TTV Ettlingen) aber nichts. Die Drittligaspielerin sicherte sich ohne Satzverlust den Titelgewinn, im Endspiel setzte sie sich gegen Fatme El Haj Ibrahim (VfL Herrenberg) mit 11:9, 11:8 und 11:6 durch, die zuvor ebenfalls mühelos durch das Turnier marschierte. Die beiden trafen dann auch im Doppel-Endspiel aufeinander: Bao Chau Elisa Nguyen gewann mit ihrer Öschelbronner Partnerin Anna Gaiser in vier Sätzen gegen Fatme El Haj Ibrahim/Leonie Müller.

Das nennt sich Familienzusammenhalt. Auf Grund einer Mandelentzündung konnte Victoria Merz, Viertplatzierte im Top 24-Turnier, nicht bei den U 19-Mädchen antreten. Dafür drückte sie ihrer 16-jährigen Schwester Rebecca Merz (SU Neckarsulm) die Daumen. Was anscheinend half: Merz setzte sich im Halbfinale gegen die Topgesetzte Cheyenne Paul (TTSF Kenzingen) durch, das Endspiel gewann sie gegen ihre Neckarsulmer Teamkollegin Minh-Thao Nguyen mit 7:11, 12:10 (nach 7:10), 11:9 und 13:11. Die beiden Unterlegenen wurden mit dem Gewinn im Doppel entschädigt: Abwehrspielerin Cheyenne Paul und Minh-Thao Nguyen gewannen das Finale klar mit 11:6, 11:3 und 11:1 gegen Finnja Böhm/Megan Cytacki (TTC Suggental).

„Mein Ziel ist es schon, Erster zu werden“, sagte Manuel Prohaska (SC Staig) noch während der Vorrunde der U 19-Jungs, „mal schauen, ob ich es konditionell durchstehe.“ Aufgrund der Quartalswerte im Ranking war Prohaska lediglich an Position sechs gesetzt, allerdings hatte er zuletzt wieder fleißig Punkte gesammelt. In der Gruppe hatte der Düsseldorfer Internatsschüler gegen den Grünwettersbacher Colin Kestler leichte Probleme, auch die KO-Runden wurden nicht zum Selbstläufer. Vor allem Fabian Haid (GSV Hemmingen) leistete in fünf Sätzen viel Gegenwehr. Nach einem Viersatzerfolg über Leon Lühne (SV Sillenbuch) kam es im Endspiel zum eher ungeliebten Vergleich mit Prohaskas Freund Mathis Braunwarth (SSV Ulm), den er nach fünf umkämpften Sätzen mit 11:9, 10:12, 12:10, 8:11 und 11:8 niederringen konnte. Nach einem anstrengenden Turnier hatte der DTTB Top48-Bundesranglistensieger also sein Ziel erreicht. Baden-Württembergische Meister im Doppel wurden Leon Lühne/Tim Kiesinger (SV Sillenbuch/SV Nabern) nach einem nicht minder spannenden Fünfsatzerfolg über die Hemminger Verbandsligaspieler Fabian Haid/Tim Blazeski.

Die baden-württembergischen Einzelmeister lösten durch ihren großen Erfolg das Ticket für die Deutschen Einzel-Meisterschaften im kommenden Jahr. Auf baden-württembergischer Ebene werden sich hinsichtlich der Titelkämpfe eventuell Änderungen ergeben. Sicher ist, dass 2023 der Mixed-Wettbewerb wiederaufgenommen wird. Zudem mache man sich, so Jürgen Häcker, kontinuierlich Gedanken über etwaige Änderungen hinsichtlich der Größe des Teilnehmerfeldes. „Auch der zeitlich knappe Abstand zu den Regionsmeisterschaften, die zwei Wochen vorher stattfinden, ist nicht gerade förderlich für die Anmeldefreudigkeit bei den BaWü’s“, sagte Jürgen Häcker. Das ist jedoch alles Zukunftsmusik, nun geht es erst einmal für die meisten Offiziellen – und sicherlich auch für den einen oder anderen Spieler - in den verdienten Weihnachtsurlaub.

Bericht: Thomas Holzapfel

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Fotos: Volker Arnold/Markus Kasper