Team ARGE Baden-Württemberg ergattert einmal Silber und zwei Mal Bronze bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Chemnitz
Lea Lachenmayer: Mit letzter Kraft zum deutschen Vizemeistertitel

Auf den ersten Blick gestaltet sich die Medaillenausbeute des Teams ARGE Baden-Württemberg bei den Deutschen Einzelmeisterschaften der Jugend 18 etwas übersichtlich

. „In der Tat hätte es etwas mehr sein dürfen“, sagte dann auch Sportdirektor Sönke Geil im Nachgang. Für die sportlichen Höhepunkte zeichnete sich vor allem Lea Lachenmayer verantwortlich, die 17-jährige Frickenhausenerin schaffte es mit letzter Kraft ins Einzelendspiel und landete mit Mixed-Partner Matthias Danzer ebenso auf dem Treppchen. Genauso wie Jele Stortz (DJK Offenburg) mit Partner Lleyton Ullmann.

„Bei den Jungs mussten wir uns erwartungsgemäß etwas hinten anstellen“, sagte Sönke Geil, der in diesem Zusammenhang auch auf das verletzungsbedingte Fehlen von Samuel Schürlein (DJK Offenburg), der baden-württembergischen Nummer eins, hinwies. Dennoch gäben junge Spieler wie Manuel Prohaska (SC Staig) und Mahmoud El Haj Ibrahim (VfL Herrenberg) „Hoffnung für die Zukunft“. Diese beiden setzten dann auch Akzente in den Gruppenspielen. Manuel Prohaska schaffte es mit einer 2:1-Bilanz als einziger der TTBW-Jungs in die Hauptrunde, die im KO-System durchgeführt wurde. „Mudi“ El Haj Ibrahim ließ gleich zu Beginn mit einem Erfolg über den drei Jahre älteren Bayer Lorenz Schäfer aufhorchen, wurde aber nicht mit dem Weiterkommen belohnt. In der Hauptrunde musste Prohaska dann dem Dortmunder Marko Panic nach vier Sätzen gratulieren. Während in der Jungen-Doppelkonkurrenz ebenso frühzeitig das Aus kam, konnten im gemischten Doppel durchaus Achtungserfolge erzielt werden: Leon Lühne (SV Sillenbuch) ließ an der Seite von Bao Chau Elisa Nguyen (TTV Ettlingen) aufhorchen, die beiden schafften es genauso ins Achtelfinale wie Jonathan Fuchs (DJK Sportbund Stuttgart) und Amelie Fischer (TSV Untergröningen). Bei Fischer/Fuchs fehlte sogar nicht viel zum Sprung unter die besten Acht, nur knapp mit 7:11, 12:10, 11:9, 16:18 und 8:11 mussten sich die beiden der hessischen Formation Leon Graf/Hannah Krießbach geschlagen geben.

In der Vorrunde war das Abschneiden der baden-württembergischen Mädchen im Grunde makellos, alle sechs Spielerinnen schafften es als Gruppeerste oder –zweite in die KO-Runde. Besonders erfreulich: Die erst 13-jährige Bao Chau Elisa Nguyen setzte sich mit drei Siegen und 9:1 Sätzen in ihrer Gruppe durch. Mit drei Spielerinnen war das baden-württembergische Team dann noch im Achtelfinale vertreten, wobei hier das frühzeitige Aus von Jele Stortz etwas schmerzte, die es nach Platz zwei in der Gruppe recht früh mit Jugendnationalspielerin Mia Griesel (Niedersachsen) zu tun bekam (0:4). Nervenstärke bewiesen Amelie Fischer und Lea Lachenmayer, die beide im Erwachsenenbereich für die TTG Süßen spielen. Fischer hatte gegen Josephina Neumann (Hessin) beim 11:9 im entscheidenden siebten Satz das bessere Ende für sich. Noch spannender machte es Lea Lachenmayer, die in ihrem Krimi gegen die Saarländerin Magdalena Hübgen sogar einen Matchball abwehren musste. Während für die forsch aufspielende Amelie Fischer im Viertelfinale gegen Mia Griesel Endstation war, setzte Lachenmayer ihren Siegeszug fort. „Der knappe Erfolg im Achtelfinale gab mir noch einmal Selbstvertrauen“, sagte die 17-jährige, die nach einer Bänderverletzung erst wieder an Ostern in das Training einstieg – und dieses nur in reduziertem Umfang durchziehen konnte.

Aber Lea Lachenmayer biss auf die Zähne. Im Viertelfinale fackelte sie beim 4:0 über Lorena Morsch (Hessen) nicht lange. Mit dem sicheren Gefühl, schon eine Medaille im Gepäck zu haben, behielt sie auch über Mia Griesel die Oberhand. Dabei ging sie durch ein Wechselbad der Gefühle. „Nach einer 2:0-Satzführung ging bei mir plötzlich gar nichts mehr, ich hatte keine Energie mehr. Aber irgendwie konnte ich dann den fünften Satz gewinnen, das war der Schlüssel zum Erfolg“, sagte die Abwehrspielerin im Rückblick, „beim Stand von 10:10 im sechsten Satz blieb ich mutig und habe auch angegriffen.“ Auch wenn im Endspiel gegen die Topgesetzte Naomi Pranjkovic (Bayern) zwei Sätze an Lea Lachenmayer gingen, so reichten die Kräfte doch nicht mehr, um die Favoritin ernsthaft zu gefährden. „Mir war zeitweise schlecht und ich war kurz davor, aufzugeben. Irgendwie habe ich aber weitergekämpft, auch wenn ich keine Sonne mehr gesehen habe“, meinte sie in ihren eigenen Worten und vergaß auch das Lob an ihre Kontrahentin nicht, „natürlich war der Sieg von Naomi verdient, sie war die bessere Spielerin.“ Lob gab es aber auch für die deutsche Vizemeisterin. „Lea hat mental bockstark gespielt und agierte auch taktisch super“, sagte ihr Betreuer Markus Senft. Und rückblickend auf das Turnier meinte Lea Lachenmayer am Sonntagabend erschöft, aber glücklich: „Ich war noch nie Zweite bei einer DM, deswegen bin ich richtig happy. Mein Hauptziel war, kein Spiel auf Grund meiner Bänderverletzung aufgeben zu müssen. Insgeheim hatte ich auf einen Podestplatz gehofft, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffe, deswegen bin ich umso zufriedener.“

Auch im Mixed sorgte die Drittligaspielerin für positive Schlagzeilen. Mit Partner Matthias Danzer, der sich am Sonntag den Titel des Deutschen Einzelmeisters sicherte, schaffte sie es bis ins Halbfinale, wo sie nach vier Sätzen (1:3) den späteren Siegern Mia Griesel/Vincent Senkbeil aus Niedersachsen gratulieren musste. Jele Stortz freute sich ebenso über die Bronzemedaille, in der Vorschlussrunde musste sie sich mit Lleyton Ullmann (Hamburg) nur ganz knapp Naomi Pranjkovic/Tom Schweiger (Bayern) mit 6:11, 7:11, 11:7, 11:6 und 13:15 geschlagen geben. „Die Medaillengewinne im Mixed sind natürlich sehr erfreulich“, bilanzierte Sönke Geil, auch bezugnehmend auf die steigende Wichtigkeit dieses mittlerweile olympischen Wettbewerbs. Doch er musste auch etwas Öl ins Feuer gießen. „In den Doppeln konnten wir diesmal nicht überzeugen, da wurden die Erwartungen nicht erfüllt.“

Ungeachtet des sportlichen Abschneidens war die baden-württembergische Delegation auch auf Trainerseite mehr gefordert als ihr lieb war. Auf Grund zweier Coronafälle reduzierte sich das Team im Laufe des Turnierwochenendes. „Es waren trotzdem genügend Übungsleiter vorhanden“, so Sönke Geil.

Amelie Fischer TSV Untergröningen  Lea Lachenmayer Tischtennis Frickenhausen  Lea Lachenmayer Tischtennis Frickenhausen Lea Lachenmayer mit Markus Senft